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Heaphy Track
Text von Bernd Stehnike


Der Heaphy Track liegt im Nordwesten der Südinsel Neuseelands, genauer gesagt im North West Nelson Forest Park. Das Gebiet liegt abseits der großen Bevölkerungszentren und Zufahrtsstraßen. Heute ist der Heaphy Track einer der wenigen Pfade, die ähnlich stark genutzt werden wie der Milford Track. Aber der Heaphy ist doch eine Ausnahme. Außerhalb der Hauptferienzeit wird der Heaphy Track sehr wenig besucht.

Da der Heaphy Track kein Rundweg ist, erfordert es etwas Planung für die An- und Abreise. Zum Anfang zu gelangen und später wieder zurück, ist nicht ganz einfach. Für die Wanderung benötigt man ca. vier Tage Zeit, die meisten Wanderer nehmen sich jedoch fünf Tage Zeit. Am besten wandert man den Pfad in Ost - West Richtung, da man dann den Aufstieg am ersten Tag gleich hinter sich bringt und den Höhepunkt der Tour, die Strecke entlang der Tasmansee, für die letzten Tage vor sich hat.

Für mich war Collingwood Ausgangsort . Von hier bis zum Anfang des Heaphy sind es noch gut dreißig Kilometer, am Ende des Heaphy steht man vor dem gleichen Problem, bis Karamea sind es noch mal 18 Kilometer. Es ist durchaus möglich die Strecke zu Fuß zu bewältigen, so wird man gleich auf das Kommende eingestimmt. Ein Vergnügen ist es aber nicht, da man den größten Teil auf befestigten Straßen verbringt. Eine Alternative ist die Anreise mit einem Sammeltaxi von Collingwood aus.

Mein Mitstreiter, Larry aus den USA, und ich entschieden uns jedoch diese kurze Strecke (oje) zu laufen. Somit nahm das Schicksal seinen Lauf. Frohen Mutes zogen wir los. Der Campingplatzwart in Collingwood wollte es einfach nicht glauben.
Da sich unser Start durch einen unerwartet langen Aufenthalt im Supermarkt von Collingwood (ca. 30qm) gehörig verzögerte, mußten wir eine Zwischenübernachtung an einem idyllischen Fluß einlegen. Über Nacht fing es an zu regnen und das Wasser kam immer näher. Nach schlafloser Nacht, aufgrund der ständigen Beobachtung des Wasserpegels, starteten wir am nächsten Morgen nicht gerade sehr euphorisch.
Es regnete immer noch. Am frühen Nachmittag erreichten wir die Brown Hut, den Anfang des Heaphy. Der Regen hörte auf, im Ofen brannte Feuer, die Zelte wurden getrocknet, es gab Futter und die Stimmung stieg wieder.

Der nächste Morgen begrüßte uns mit strahlendem Sonnenschein und nach einem guten Frühstück starteten wir. Von der Hütte aus folgt der Pfad dem Brown River, welchen man dann auf einer Hängebrücke überquert. Hier gab es das erste Problem. Larry traute der gesamten Konstruktion nicht und war auch nicht schwindelfrei. Nach mehrmaliger Überquerung meinerseits konnte ich Larry doch davon überzeugen, nicht umzukehren. Und so ging es dann doch weiter.
Nun begann der lange Anstieg. Der Weg führt durch dichten Wald, stets bergan. Nach ca. fünf Stunden hat man den Anstieg auf ca. 900m geschafft. Die Landschaft ändert sich. Man wandert nun über teils felsigen, teils morastigen Untergrund mit dichtem Büschelgras und erreicht die Perry Sattel Hut. Hier kann man Rast machen oder auch übernachten. Als wir sie erreichten, war gerade eine größere Gruppe eingetroffen und wir entschieden uns, weiterzugehen. Unser Ziel war die Gouland Downs Hut. Der Wald wird nun lichter und man durchquert die Gouland Downs, eine weite hügelige Fläche mit Büschelgras. Nach dem Regen der letzten Tage und Nächte war der Weg schlammig und schwer zu gehen. Total verdreckt und geschafft waren wir froh, als wir am Abend die Hütte erreichten. In der Nacht regnete es mal wieder so richtig. Am Morgen schien aber wieder die Sonne und so zogen wir wieder, durch das gute Wetter aufgemuntert, motiviert weiter.

Der letzte Tag war vergessen. Das Gelände wird nun flach. Oh wie schön. Dafür Morast, Morast und nochmals Morast. Man hat das Gefühl, ganz Neuseeland hängt an den Schuhen.
Das offene Grasland wird wieder durch dichten Wald abgelöst und es geht bergauf und bergab. Am Nachmittag erreichten wir die Mac Kay Hütte und waren froh, den Morast überlebt zuhaben. Und wieder das gleiche Spiel, Ofen an, Klamotten säubern, Essen und Ruhe. Die Ruhe wurde nur durch einen frechen Vogel gestört.
Er fing an, unsere, auf der überdachten Veranda abgestellten Schuhe, durch die Gegend zu ziehen. Nur mit Mühe, es war mittlerweile dunkel, konnten wir unsere Schuhe retten.

Der nächste Morgen begrüßte uns wieder mit Sonnenschein. Und auf gings Richtung Heaphy Hut. Der Morast wich festem Untergrund und der dichte Wald hatte uns wieder. Auf diesem Teilstück hatten wir dann eine etwas seltsame Begegnung. Plötzlich vernahmen wir fröhliches Pfeifen, was nichts Außergewöhnliches ist, nur was wir dann erblickten, brachte uns zum Lachen. Kam uns doch ein älterer Mann fröhlich gelaunt entgegen marschiert. Nach einem Hallo und Wohin, stellte sich heraus, es ist ein Bayer. Selbst hier in der Abgeschiedenheit trifft man auf deutsche Landsleute. An den Füßen hatte er nichts weiter als Badesandalen. Auf die Frage, ob das denn die Richtige Fußbekleidung sei, lachte er nur. Wir hätten doch zu gerne gesehen, wie er sich in dem Morast, auf den er ja noch zuwanderte, macht. Wir gingen unseren Weg und er seinen. Am Nachmittag erreichten wir die Heaphy Hut, unsere letzte Übernachtung stand an.

Die Lage der Heaphy Hut ist wirklich herrlich. Von der Hütte ist es nur ein kurzes Stück zum Strand. Und die vorgelagerte Lagune lädt zum Baden ein. Viele Wanderer verbringen gern einen vollen Tag hier. In der Lagune kann man gut baden und bei Ebbe hat man die Möglichkeit den Heaphy River zu durchqueren und durch eine Öffnung im Heaphy Bluff zu klettern, um die Überreste eines gestrandeten Fischerbootes zu erkunden. Außerdem gibt es einen alten Pfad über das Heaphy Bluff, dem man folgen kann, um eine Kolonie von Seehunden zu besuchen.

Am Morgen brachen wir zur letzten Etappe auf. Sie ist zweifellos eine der schönsten Teilstrecken dieses Wanderweges. Sie zieht sich entlang der Küste nach Süden. Im kühlenden Schatten der Palmen am Strand entlang, so sieht jetzt ein Großteil der Strecke aus. Nach den Tagen zuvor eine wahre Wohltat. Zum Ende bemerkt man dann schon die Anzeichen der Zivilisation. Das Ende des Heaphy ist bei Tagesausflüglern sehr beliebt. Die Straße kommt in Sicht und die Palmen, der Morast und die Stille der Natur gehören der Erinnerung an. Das Ende bildet eine Schutzhütte mit Telefon. Hier kann man sich ein Taxi bestellen.

Als wir die Hütte erreichten stellte sich die Frage der Bewältigung der letzten 18 Kilometer nicht. Larry steuerte direkt auf das Telefon zu. Nach einer Stunde kam dann das Taxi und wir steuerten auf Karamea zu. Die viel gepriesene Freundlichkeit der Neuseeländer stellte der Taxifahrer wiedermal unter Beweis. Als Zielvorgabe hatte er Karamea und dort, Larry und ich, wir waren uns einig, ein vernünftiges Bett und ein Bad mußten her, ein Hotel oder Motel. Das einzige Motel war besetzt. Was nun? Keine Frage für unseren Taxifahrer. Ans nächste Telefon und Zimmer suchen. Nicht nur das. Auch die Weiterfahrt mit Platzreservierung am nächsten Tag erledigte er. Das Hotel, welches noch freie Zimmer hatte, lag allerdings 12 km außerhalb Karameas. Kein Problem. Der Preis bleibt. Wundern auf unserer Seite. Angekommen, schleppt der Mensch auch noch unsere Rucksäcke ins Hotel, steuert auf die Bar zu und spendiert noch ein Bier. Wahrscheinlich machten wir einen so bemitleidenswerten Eindruck. Aber würde einem das anderswo als hier passieren?? Ich glaube nicht.




Kurze Rast im Urwald.

Die Länge der Brücke spiegelt nicht die Tiefe unter ihr wieder.

Der dichte Urwald verwehrt den Blick auf die Tasmansee.

Dichter Pflanzenbewuchs entlang des Wanderweges.

Der Wanderweg kreuzt einen der zahllosen Strände.


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