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Stewart Island
Text von Andre Kreitlein


Diese kleine Perle im Süden Neuseelands, ja was war sie für mich, die Hölle, ein bizarres Abenteuer oder der größte Spaß den ich bisher erlebt habe.
Dieser Zwiespalt sitzt so tief, daß ich selbst jetzt, wo die Strapazen der Tour schon lange ein Ende haben, noch mein Bewußtsein spaltet.

Als ich die Wanderung vorbereitete war ich Feuer und Flamme. Ich malte mir in glühenden Farben aus, wie ich mich durch den Schlamm, den Regen und den Busch von Hütte zu Hütte oder zum nächsten Biwakplatz kämpfte.
Jedoch schon die Überfahrt von Bluff nach Oban (der einzige Ort auf diesem kleinen Eiland) ließ meinen Enthusiasmus stark sinken.
Die See war ruhig und dennoch wurde mir zusehends schlechter und schlechter. Nur die Tatsache, daß ich mich in den Schlaf rettete ließ es nicht zum äußersten kommen.
Als ich wieder erwachte, fühlte ich mich sehr elend. Jedoch nach einem Blick aus dem Fenster hielt mich nichts mehr, denn nun sah ich diese wilde, wunderschöne Insel.

Ich war sehr froh, als ich endlich festen Boden unter den Füßen spürte, denn nun stand meinem Abenteuer nur noch eine Nacht, die ich in Oban bleiben wollte/mußte im Wege.

Die Suche nach einer Unterkunft stellte mich vor ein paar Probleme; doch auch dieses Mal hatte ich Glück, mir wurde durch eine sehr hilfsbereite Neuseeländerin weitergeholfen. Sie verschaffte mir eine Unterkunft bei einem Fischer.
Die Unterkunft war zwar etwas spartanisch, doch durch die Herzlichkeit und die familiäre Atmosphäre wurde es tausendfach aufgewogen.

Obwohl ich ein notorischer Langschläfer bin, erwachte ich bei den ersten Sonnenstrahlen. Das war, ehrlich gesagt, nicht schwer, denn hier war es schon spät im Jahr und so war es immerhin schon 8 Uhr.
Die Vorbereitungen dauerten nicht lange, und voller Tatendrang stürmte ich los.
Die ersten 5 km hieß es einer geteerten Straße zu folgen, da es aber stetig steil auf bzw. ab ging, kostete es bei meinem rund 35 kg schweren Rucksack schon etwas Anstrengung. Etwa nach einer � Std. Fußweg stellte ich zu meiner Freude fest, daß ich am Morgen wohl etwas zu flink beim Packen gewesen war, ich hatte nämlich meine Wasserflasche vergessen.
Ohne die Wasserflasche wollte ich nicht laufen, daher landete mein Gepäck im Busch und ich rannte zurück um sie zu holen.

Schließlich war es so weit, ich stand am Beginn des Wanderweges. Mit Begeisterung aber auch etwas Angst, vor dem was mir nun bevorstand, sah ich, wie der Weg im dichten Busch verschwand.

Obwohl die Sonne von einem fast wolkenfreien Himmel ein herrliches Licht verbreitete, merkte man davon im Busch nichts mehr. Das dichte Farnwerk hielt das Licht sehr gewissenhaft ab. Wollte ich fotografieren, blieb mir nichts anderes übrig, als den Blitz zu verwenden.

Hier am Anfang war der Wanderweg außerordentlich gut präpariert. Er bestand aus einem Holzsteg, der noch mit einem Drahtgeflecht überzogen war. Dadurch kam ich sehr schnell vorwärts.

Schon nach 20 Min. bekam ich das erste Mal das zu Gesicht, was den besonderen Reiz dieses Weges ausmacht. Der Wanderweg verließ den Busch und ich stand an einem kleinen aber sehr hübschen Strand. Über diesen Anblick war ich sehr entzückt.
Dieses Glücksgefühl sollte mir an diesem Tag noch ein paar Mal widerfahren und ich genoß es jedes Mal von neuem, wenn ich durch den Busch das Meer erspähte oder sogar an einem Strand laufen konnte.

Eigentlich dachte ich, daß meine Begeisterung nicht mehr überboten werden konnte. Doch da täuschte ich mich gewaltig. Denn plötzlich sah ich mich einer neuen, sehr verlockenden Herausforderung gegenüber. Einer Hängebrücke.
Sie war zwar nicht besonders hoch, doch eine der Kürzesten war sie auch nicht.
Da meine Erfahrungen in der Benutzung dieser Art von Brücken äußerst spärlich waren, tastete ich mich vorsichtig vorwärts. Doch nach und nach überwand ich meine Hemmungen, und ich gewöhnte mich an das Geschaukel, so daß ich schließlich richtig zügig über sie hinweg lief.
Als die Brücke überquert war schaute ich voller Bedauern zurück und wünschte mir, daß sie ruhig noch etwas länger hätte sein können.

Obwohl ich das Laufen genoß, freute es mich, als ich endlich mein Tagesziel die 'Port William Hütte' zu Gesicht bekam.
Als ich die Hütte erreichte, ließ meine Begeisterung etwas nach, denn in ihr waren schon etliche Leute. Bis zum Abend füllte sie sich immer weiter und schließlich waren wir so viele Leute, daß kein Bett mehr frei war.

Den Nachmittag nutzte ich, um mich zu entspannen und um in der Sonne zu liegen. Das war jedoch kein reines Vergnügen, denn die Sandfliegen diese kleinen Quälgeister, die einem schrecklich juckende Stiche verpaßten, stürzten sich in wahren Scharen auf mich. Nur das Schutzmittel, welches ich vor Beginn dieser Tour erworben hatte, gab mir für einen begrenzten Zeitraum Ruhe.

Diese, meine zweite Nacht auf Stewart Island, wurde für mich zu einer kleinen Katastrophe. Die Leute, mit denen ich das Zimmer teilte schnarchten allesamt ganz grauenhaft. Als es mir zu bunt wurde, schnappte ich meinen Schlafsack und verzog mich vor die Hütte. Hier war ich zwar von den Schnarchern befreit, doch nun stürzten sich die Stechmücken auf mich. An Schlaf war also kaum zu denken. Ich war sehr froh, als am Morgen die ersten Aktivitäten begannen und ich aufstehen konnte.

Heute, mein 3. Wandertag, sollte der Tag werden, an welchem ich den ersten Kontakt mit dem Schlamm haben würde.
Der Anfang des Wanderweges war jedoch so gut ausgebaut, daß ich dachte, daß sich der Schlammkontakt um einen weiteren Tag verschieben würde. Diese Annahme war jedoch grundlegend falsch. Ohne Ankündigung endete nämlich plötzlich der gute Weg und das Gehüpfte von einer Seite es Weges auf die andere begann. Lief man in der Mitte des Weges, steckte man sofort bis zu den Knöcheln im Schlamm.

Zu dieser Schlammschlacht kamen noch die Unwegsamkeiten, die einem der Busch auferlegte. Es ging nämlich stetig hinauf und hinunter und die Wurzeln, die sich stellenweise in einem dichten Geflecht über den Weg legten, erleichterten die Sache nicht gerade.
Oftmals ging es so steil abwärts, daß ich froh war, daß es die Wurzeln gab, denn sie dienten als hervorragende Griffe.

Nach einer schier endlos scheinenden Schinderei erreichte ich den 'Bungaree Beach'. Als ich ihn betrat, war ich kurz davor einen riesigen Freudenschrei loszulassen so begeisterte mich dieser wunderschöne, mit weißem Sand gepuderte Strand. Am Ende des Strandes sah ich nun auch schon die Hütte.

Bei der Hütte angelangt, befreite ich mich von meinen, von Dreck fast stehenden, Klamotten.

Aus dem Hüttenbuch, in dem man nicht nur seinen Namen und etliche andere Daten eintrug, erfuhr ich, daß man von der Toilette einen wunderbaren Blick auf den Strand haben sollte. Etwas skeptisch und belustigt über solch' eine Eintragung, ging ich mich überzeugen.
Durch ein Loch in der Toilettentür hatte man, ich gebe es voller Überzeugung zu, einen wirklich sagenhaften Blick auf diesen Strand.
Im Gegensatz zur letzten Hütte, waren wir in dieser Nacht nur zwei Personen und so kam ich zu meinem wohlverdienten Schlaf.

In den letzten Tagen hatte ich mit dem Wetter außerordentliches Glück gehabt, doch dies schien sich zu ändern, denn als ich am Morgen aufbrach war der Himmel von dicken, sehr nach Regen aussehenden Wolken bedeckt.

Mein heutiger Weg verhielt sich auch nicht nett, er war noch schlammiger als der vom Vortag. Aber nachdem ich einmal so richtig eingesaut war, war mir alles egal, also lief meistens mitten durch den Dreck.
Heute überraschte mich der Weg mit extrem steilen An- und Abstiegen. Mir blieb dadurch meist nichts anderes übrig, als die Abstiege auf dem Hosenboden und die Anstiege auf den Knien zu bewältigen.

Nach etwa 1� Stunden erreichte ich den 'Murray Beach'. Der Abstieg zu ihm war zwar hart, aber es lohnte sich. Der Strand zog sich in weitem Bogen und ich konnte nur mit Mühe sein Ende erkennen. Mitten durch den Strand zog sich ein Priel, welches diesem Strand einen besonderen Reiz verlieh.
Ich genoß es im Sand zu laufen, auch wenn mich mein Rucksack oft tief in den Sand drückte und dadurch das Laufen sehr erschwert wurde.

Schließlich verschwand der Weg wieder im Busch. Das nun zu bewältigende Stück war zwar flach, aber dennoch hatte ich Mühe vorwärts zu kommen.
Witzigerweise entstanden diese Probleme nicht durch die Natur, sondern waren von Menschenhand, denn um dem Wanderer das Laufen zu erleichtern, hatte man einen Holzsteg errichtet, doch waren die Holzstücke nicht flach, sondern halbrund. Außerdem fehlte meist das Drahtgeflecht und so lief ich wie auf Eiern. Als es schließlich noch anfing zu regnen, wurde es dazu noch glitschig und ich fand mich regelmäßig auf dem Boden liegend.
Ziemlich am Ende dieses Steges hatte ein Witzbold auf ein Stück Holz geschrieben: "Achtung vor entgegenkommenden Zügen!" Erst jetzt fiel mir auf, daß dieser Steg wirklich viel Ähnlichkeit mit einem Bahndamm hatte!

Ich war heilfroh, als es wieder durch den Dreck ging. Der restliche Weg bis zur Hütte war dann erstaunlich einfach, dennoch war ich sehr erleichtert, als ich ankam, denn der Regen wurde immer stärker.

Die Hütte war bis jetzt nicht nur die Neueste und Beste, sondern sie hatte auch noch einen schönen Namen. Sie hieß 'Christmas Village Hut'. In dieser Nacht teilte ich mit etlichen Leuten die Hütte und wir hatten viel Spaß zusammen, auch wenn ich den Unterhaltungen, die ausschließlich auf Englisch stattfanden, nur schwer folgen konnte.

Mein Aufenthalt in dieser Hütte sollte 2 Nächte währen. Doch den dadurch entstandenen Tag wollte ich nicht zum Müßiggang nutzen: Ich wollte den Mt. Anglem, mit 980 m der höchste Berg auf dieser Insel, besteigen.

Diese Besteigung (eigentlich mehr eine Erwanderung) führte ich nicht allein, sondern zusammen mit einem dänischen Jungen durch.
In der vergangenen Nacht hatte es ohne Unterlaß geregnet und auch jetzt wo wir uns den Berg hinaufarbeiteten, hörte es nicht auf.
Dieser Regen hatte zur Folge, daß unser Weg ein etwa 10 cm tiefer Bach war. Anfangs versuchten wir noch von einer Seite auf die andere zu hüpfen, um zumindest trockene Füße zu behalten, doch schließlich gaben wir es auf und liefen durch den Bach.
Trotz des Wassers kamen wir gut vorwärts und bald erreichten wir die Baumgrenze. Da es hier noch mannshohe Sträucher gab, bemerkten wir den Wind der hier kräftig blies, noch nicht. Erst später, als die Sträucher kleiner wurden, bemerkten wir die Gewalt des Windes.


Treibgut muß als Feuerholz dienen. Wegen dieses steinigen Strandes ist es kein leichtes Geschäft.
Die Besteigung des Mt. Anglem (980 m) gestaltete sich zu Beginn einfach.
Wegen des anhaltenden Regens, verwandelt sich der Wanderweg mehr und mehr in einen Bach. Die verstreut umherliegenden Äste erleichtern das Gehen auf dem Wanderweg nicht sonderlich.
Die Baumgrenze ist überwunden. Doch herrscht hier ein schneidender Wind und der Wasserpegel steigt zusehends.
Etwas niedergeschlagen, da wir den Aufstieg abbrechen mußten, folgen wir dem Wasserstrom Bergabwärts.
Als ob wir durch den Regen, unseren Bachwanderweg und den Schweiß nicht schon genug Wasser hätten, erhielten wir noch eine extra Portion, denn aus heiterem Himmel glich unser Weg nicht mehr länger einem Bach, sondern einem winzigen See. Wir überlegten, ob man ihn umgehen könnte, doch das war auf Grund des sehr dichten Buschwerkes links und rechts unmöglich.
Ohne groß nachzudenken, wagte ich den ersten Schritt und versank sofort bis zum Bauchnabel im Wasser.
Mannhaft wateten wir nun hindurch und waren heilfroh, als wir schließlich wieder herausklettern konnten.

Je höher wir kamen, um so stärker wurde der Wind und bald war es uns fast unmöglich noch zu laufen. Schließlich kamen wir überein, daß es auf dem Gipfel zu stürmisch sei und es besser wäre umzukehren.
Auf unserem Weg nach unten fing es noch zu Hageln an und durch den Wind spürte ich den Aufprall der Hagelkörner, trotz meiner recht dicken Bekleidung, auf der Haut.
Völlig durchnäßt und schon etwas enttäuscht, daß wir unser Ziel nicht erreicht hatten, erreichten wir die Hütte.

Das anhaltend schlechte Wetter ließ im Laufe des Nachmittags in mir die Entscheidung reifen, wieder den Rückmarsch anzutreten, obwohl ich mittlerweile Spaß daran gefunden hatte, mich durch den Busch und den Morast zu arbeiten.

Dieser Tag, der Tag meines Rückmarsches, sollte ein wahrer 'Glückstag' werden.
Die ganze Nacht hatte es geregnet und entsprechend aufgeweicht und glitschig war der Weg.
Ein besonderes Phänomen war für mich, wie die Bäche durch den Regen zu kleinen reißenden Flüssen geworden, und wie sehr viele neue, nicht gerade kleine, Bäche entstanden waren.
Oft blieb mir nichts anderes übrig, als Hüfttief durch sie hindurch zu laufen.
Auch der Schlamm war nicht weniger geworden. Nicht selten versank ich bis zu den Knien in ihn und hatte etliche Mühe mich weiterzuarbeiten.

Nach dem üblichen auf und ab, was noch dazukam, erreichte ich den Holzsteg, der mich zum 'Murray Beach' bringen sollte.
Schon beim ersten Schritt auf den Steg rutschte ich weg und landete mit voller Wucht auf meinem Teleskopstock. Der Neunziggradwinkel, der nun in ihm war, ließ ihn völlig unbrauchbar werden.
Es war gerade am Hageln, als ich den Strand erreichte.

Ich hatte bis heute schon etliche Wetterwechsel erlebt, jedoch solch ein Extrem wie heute, war mir noch nie untergekommen. Wie gesagt, es hagelte gerade, als ich den Strand betrat; doch nur höchstens 2 Min. später war weit und breit fast keine Wolke mehr zu sehen und die Sonne schien so wunderschön warm, daß man sich in die Südsee versetzt fühlen konnte.

Dieses herrliche Wetter nutzte ich, um ein kleines Päuschen einzulegen. In dieser Zeit schloß der Däne, der etwa eine � Stunde nach mir aufgebrochen war, zu mir auf.
Als ich mich entschloß die Pause zu beenden, das Wetter begann im übrigen wieder bedrohlich schlechter zu werden, machten wir uns gemeinsam auf den Weg.

Im Bewußtsein nur noch 1� Stunden vor uns zu haben, kamen wir sehr gut vorwärts. Das war wahrscheinlich auch der Grund, daß wir etwas unaufmerksam wurden und so einmal die falsche Richtung einschlugen. Glücklicherweise bemerkten wir dieses Versehen sehr schnell, sonst wüßte ich nicht was passiert wäre.
Nach viel Schlamm, Wasser, Regen, Hagel und Wind erreichten wir die Hütte. Als ich mich hier nun von oben bis unten betrachtete, mußte ich zugeben, daß ich nicht gerade zum Küssen aussah.
Gemeinsam mit uns war ein Neuseeländer, der aus der anderen Richtung gekommen war, hier eingetroffen.
Im Laufe dieses Nachmittags versuchte er mich in das Geheimnis des Angelns einzuweihen, jedoch war uns das Glück nicht gerade hold. Unsere Pfanne mußte leer bleiben und so begnügten wir uns mit unserem Trockenfutter.

Am Abend zog ich mein Resümee über diesen Tag und all die Sachen, die ich im Laufe dieses Tages verloren oder zerstört hatte. Das Ergebnis, so fand ich jedenfalls, war erschreckend.
Ich hatte meine Uhr und mein Feuerzeug verloren und mein Teleskopstock und die Riemen an meinen Gamaschen waren kaputt gegangen. Das war doch nun wirklich ein Glückstag gewesen !?

Als ich am Morgen erwachte und einen Blick aus dem Fenster auf den Bungaree Beach warf, war ich begeistert. Draußen stürmte es wie wild, das Wasser wurde durch den Wind weit auf den Strand hinaufgespühlt und ab und zu wurde es richtig aufgewirbelt. Außerdem fegte der Wind die Wolken förmlich über den Himmel. In jeder Sekunde änderte sich das Aussehen des Strandes.

An diesem Tag brach ich sehr spät auf, und ich lief auch nicht allein. Gemeinsam mit dem Neuseeländer stellte ich mich den heutigen Herausforderungen. Die heutige Etappe war angenehm kurz und so ließen wir uns viel Zeit um uns den Busch näher zu betrachten, oder um nach Vögeln Ausschau zu halten.

Diesmal wollte ich mir besonders viel Mühe geben, mich nicht dem Schlamm auszusetzen, doch er schien eine magische Anziehungskraft auf mich zu haben, denn ich schaffte es auch heute nicht einigermaßen sauber zu bleiben.
Um ein Foto von einer meiner Bachdurchquerungen zu haben, lief ich einmal absichtlich durch einen Bach und ließ den Neuseeländer fotografieren.

Bei der Hütte angelangt, erwartete uns eine sehr unangenehme Überraschung. Es gab nämlich fast kein Holz und das bißchen, welches vorhanden war, war völlig naß. Wir hatten sehr viel Mühe, bis wir schließlich ein Feuer im Ofen hatten.

Wie auf allen meinen anderen Touren, gab es auch auf dieser ein großes Resteessen. Die Massen, die dabei herauskamen, waren überwältigend, aber ich genoß es, mich mal wieder richtig satt zu essen.

Als ich am Morgen erwachte, war es noch dunkel und es regnete in Strömen. Am liebsten wäre ich liegen geblieben, doch wollte ich mein Boot rechtzeitig erreichen, welches mich zurück zum Festland bringen sollte, mußte ich wohl oder übel aufstehen.

Schließlich war ich auf dem Weg. Ich versuchte mich etwas aufzumuntern, denn das Wetter demoralisierte mich etwas. Als aber schließlich der Weg wieder zu einem Bach wurde halfen selbst die verrücktesten Aufmunterungsversuche nichts mehr.

Sehr schnell erreichte ich den Maori Beach. Als ich an sein Ende kam, blieb ich völlig verdutzt stehen, denn das was ich dort, sah ging mir nicht in den Kopf. Vor mir lag ein etwa 10 - 15 m breiter Fluß. Ich zermarterte mir den Kopf, ob hier überhaupt ein Bach gewesen war, als ich den Weg vor ein paar Tagen in die entgegengesetzte Richtung gelaufen bin. Ich kam schließlich zu dem Ergebnis, daß hier höchstens ein winziger Bach gewesen war.
Das Herumlamentieren half mir nun aber nichts. Ich suchte mir einen Stock und begann vorsichtig den Fluß zu durchqueren.
Der Wasseroberfläche nach schien der Fluß gleichmäßig zu fließen, doch als ich schließlich bis zum Bauch im Wasser stand fand ich heraus, daß dieser Eindruck völlig irrig war. Meine Füße wurden nämlich nach rechts meine Beine nach links und mein Oberkörper wieder nach rechts gezogen. Ich war froh, als ich dieses Hindernis überwunden hatte.

Von nun an gab es keinerlei Probleme mehr und nach einem angenehmen Weg erreichte ich Oban. Ich holte sofort mein Ticket für das Boot und ging anschließend meine nassen und vor allem dreckigen Sachen gegen Neue wechseln.

In der Zeit, in der ich auf das Boot wartete traf ich all die Leute wieder, die ich im Busch getroffen hatte. Wir hatten uns sehr viel zu erzählen. Ich lauschte ihren Schilderungen gespannt, denn ihnen war es teilweise noch schlimmer ergangen als mir.
Besonders angetan war ich von der Erzählung eines Pärchen, welches sich heute mehrere Stunden durch Knie tiefes Wasser arbeiten mußte. Ich war sehr dankbar dafür, daß ich das nicht mitgemacht hatte.

Die Überfahrt war heute recht stürmisch und so dauerte es nicht lange, bis ich mich sehr elend fühlte. Auch heute, auf der Rückfahrt, legte ich mich aufs Ohr und ich erwachte erst, als das Boot im Hafen anlegte.

Tja, das war sie nun, meine Wanderung auf Stewart Island. Sie war erheblich kürzer ausgefallen als geplant und ich lernte, was es heißt, morgens in nasse, stinkende Klamotten zu steigen. Aber das war es wert gewesen.
Die Strapazen, der Dreck, die Widrigkeiten des Wetters und der Natur wurden durch die wunderschöne Natur, das empfinden der Naturgewalten tausendfach aufgewogen. Eines ist für mich jedenfalls klar, sollte ich irgendwann einmal wieder Neuseeland besuchen, so steht Stewart Island wieder ganz oben auf meiner Liste und ich werde wesentlich mehr Zeit für dieses Juwel investieren.


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