Einer der gr��eren Nationalparks auf der Nordinsel Neuseelands ist der Tongariro Nationalpark.
Dieser Park wurde vor mehr als einhundert Jahren auf Bestreben der Maori gegr�ndet. Nach
ihrem Glauben beherbergt dieses Gebiet den Sitz der G�tter.
Dem unbedarften Besucher pr�sentiert sich eine bis heute aktive Vulkanlandschaft, die
von trockener Steppe eingerahmt ist. Die h�chsten und aktivsten Vulkane dieses Gebietes
stellen der Mount Tongariro (1.968 m), Mount Raupehu (2.797 m) und Mount Ngauruhoe (2.291 m) dar.
Wenngleich mein Neuseelandaufenthalt von allerlei chaotischen Situationen begleitet war, so stellte
mein Besuch in diesem Nationalpark einen weiteren Höhepunkt dar. Das Chaos begann schon
mit der Anreise.
Urspr�nglich wollten ein englischer Bekannter und ich am Morgen von Wanganui direkt zum Nationalpark
reisen. Doch gab es im Reisebus nur noch einen Sitzplatz. Zum Gl�ck fuhr ausnahmsweise an diesem
Tag noch ein weiterer Bus (das empfand ich als sehr au�ergew�hnlich) und so opferte ich mich, den
Tag in Wanganui zu verweilen.
H�tte ich geahnt, was es f�r eine Schwerstarbeit ist, in solch einem kleinen Ort die Zeit herumzukriegen,
h�tte ich mich bestimmt nicht dazu bereit erkl�rt. So schlenderte ich stundenlang durch den Ort, ging sogar
ins Kino, f�hrte ausgedehnte Z�ge durch diverse Superm�rkte durch, um schlie�lich nur noch eine Stunde
auf meinen Bus warten zu m�ssen. Nun kam mir langsam zu Bewu�tsein, da� ich erst gegen elf Uhr
Nachts in Nationalpark, einem Ort etwa 15 Kilometer vom eigentlichen Nationalpark entfernt, ankommen w�rde und
ich keine Unterkunft h�tte. Dank zweier M�dchen an der Bushaltestelle kam ich zu einem Prospekt �ber
Backpacker-Herbergen. Ich w�hlte eine in Nationalpark aus und versuchte mich einzubuchen. Hier
stand ich vor meinem ersten Problem, n�mlich, da� meine Telefonkarte leer war und ich nun �ber ein Telefon anrufen mu�te, an dem
ich einen sogenannten Operator in Anspruch nehmen mu�te, also jemandem, der mir sagte, wieviel Geld
ich einzuwerfen h�tte und welchen der drei Kn�pfe am Telefon ich zu dr�cken h�tte. Bislang hatte ich
mich erfolgreich darum dr�cken k�nnen, doch dieses Mal blieb mir nichts anderes �brig.
Der Operator war sehr nachsichtig mit mir, denn ich schmi� erst das Geld zu fr�h ein, dann dr�ckte ich
auf den falschen Kn�pfen herum, doch schlie�lich verband man mich mit der Unterkunft in Nationalpark.
Auch die Dame in der Unterkunft zeigte sich verst�ndnisvoll und hilfsbereit. Sie meinte, es sei kein
Problem so sp�t zu kommen und ihre Herberge sei nur ein paar Sekunden von der Haltestelle entfernt.
Froh �ber diese Entwicklung konnte ich meine Fahrt beginnen.
Die Busfahrt verlief angenehm ruhig, bis etwa 50 Kilometer vor Nationalpark, dann begann die
Lichtmaschine des Busses verr�ckt zu spielen. Erst setzte das Licht nur kurz aus, doch dann versagte sie
ihren Dienst ganz. Anfangs versuchte der Busfahrer den Schaden selber zu beheben, danach fuhr er eine
Werkstatt an (dank des Vollmondes konnte er ohne Probleme fahren). Allerdings konnte der Schaden hier
auch nicht behoben werden und es mu�te ein Ersatzbus angefordert werden. Als dieser kam hie� es, f�r
Passagiere umzusteigen und es mu�te das gesamte Gep�ck von dem einen Bus in
den anderen transferiert werden. Auf diese Weise wurde es immer sp�ter. Es war etwa zwei Uhr als
ich schlie�lich Nationalpark erreichte.
Hier hatte ich keine Ahnung welches der H�user meine Herberge sein sollte. In
der ersten Unterkunft in der ich mein Gl�ck versuchte, stellte sich bald heraus, da� es die falsche war.
So stand ich etwa eine halbe Stunde sehr ratlos in der N�he der Bushaltestelle herum, bis mich eine Frau von
einem Balkon anrief und sich erkundigte, ob ich der erwartete Gast sei. Nachdem ich dies best�tigt hatte,
lie� sie mich in ihr Haus, zeigte mir das Zimmer und sie erkl�rte mir, da� sie ihre G�ste morgens
in den Nationalpark f�hrt.
Nach einer sehr kurzen Nacht (etwa 3 Stunden) wurde ich geweckt, denn die Fahrt zum Nationalpark
sollte sofort beginnen. Ohne mich frisch machen zu k�nnen zw�ngte ich mich mit den anderen in den
Transporter der Herbergsbesitzerin. Die Fahrt war schnell beendet, doch hatte ich bislang noch
nichts f�r die Unterkunft oder den Transport bezahlt. Ich f�hlte mich nicht wohl dabei. Schlie�lich kamen
wir doch auf das Thema Geld zu sprechen. F�r diese grandiose Unterst�tzung wollte die Dame
lediglich einen Betrag von 5 Neuseel�ndischen Dollar ( 5 DM) annehmen. Ich entrichtete diesen
besch�mend niedrigen Betrag und bedankte mich ausgiebig f�r diese Freundlichkeit.
In den n�chsten zwei oder drei Stunden war ich damit besch�ftigt, meinen englischen Begleiter
zu finden. Nur durch Zufall entdeckte ich ihn schlie�lich auf dem Campingplatz.
Es regnete schon den gesamten Morgen und sein Interesse die Wanderung anzutreten, war nicht
sonderlich gro�. Ich hatte mich schon damit abgefunden immer im Regen laufen zu m�ssen und
wollte auf jeden Fall aufbrechen. Es wurde schlie�lich Mittag, bis ich alleine aufbrach.
Der Weg bis zu meinem Tagesziel der Mangatepopo H�tte war nicht sonderlich weit aber um so glitschiger.
Durch den st�ndigen Nieselregen wurde es auch nicht besser und so schlitterte ich mehr
bis zur H�tte als ich ging.
Durch das schlechte Wetter hatte sich schon allerlei Volk in der H�tte eingefunden, doch als ich
kam, konnte ich zumindest noch ohne Probleme eine Ecke zu meiner Schlafstelle erkl�ren. Als es
schlie�lich Nacht wurde und alle schlafen gingen, teilten sich die 15 Schlafst�tten etwa 40 Leute.
Auf meiner Liegefl�che konnten wir uns w�hrend der Nacht nicht, oder nur gemeinsam drehen. Es
war eine interessante Erfahrung, doch nichts was ich wiederholen m�chte.
In der Nacht wandelte sich der Regen in Schnee und als ich am Morgen aus dem Fenster sah,
sah ich ersteinmal nur Nebel und dann Schnee. Es begeisterte mich nicht, aber ich nahm es
als gegeben hin. Das Fr�hst�ck fiel bei mir sehr kurz aus, dennoch wurde mir zum Abschied
noch ein Lacher zum Besten gegeben. Neben einigen Individuell-Wanderern befand sich eine
Gruppe von Pfadfindern in der H�tte. Sie kochten, wie wir alle, ihr Fr�hst�ck. Um Licht zu erhalten
verwendeten sie eine Kerze. Daran war noch nichts Lustiges, doch als sie versuchten mit der
Kerze in den Topf zu leuchten und der gesamte Wachs in ihr Essen, lief war kaum mehr ein
Halten. Dennoch war ich froh schlie�lich diesen Menschenmassen entronnen zu sein.
Dank der sehr guten Markierungen kam ich trotz der sehr bescheidenen Sichtverh�ltnisse (h�chstens
10 Meter Sicht) gut vorw�rts. Auch die diversen Kletterpartien �ber Ger�ll meisterte ich. Schlie�lich
wurde der Nebel jedoch so dicht, da� ich nur noch den Fu�spuren im Schnee folgen konnte. Ich war
immer froh, wenn ich an einer Markierung vor�ber kam. Etwa auf der H�lfte des Weges, kam
mir eine gr��ere Gruppe von Jugendlichen entgegen. Sie waren v�llig vereist und sie trugen Socken
als Handschuhe oder Schal. Diese Schar befremdete mich schon etwas, aber weniger wegen
ihrer Bekleidung als auf Grund der Tatsache, da� sie �ber und �ber mit Eis bedeckt waren.
Ich schaute an mir herunter und konnte nichts dergleichen entdecken. Nach ein paar Worten
der Begr��ung zogen sie vor�ber und ich begann einen etwa achtzig H�henmeter w�hrenden
Anstieg. Auf diesem Anstieg arbeitete ich mich auf einem Kraterrand �hnlichen Terrain vorw�rts,
auch blies ein heftiger Wind von der Seite, dem ich kaum standhalten konnte. Mehr beunruhigte
mich, da� ich keine Markierungen mehr fand. Ich stand wahrlich kurz davor aufzugeben.
Ich setzte mir eine Strecke von etwa 150 Metern als Distanz und sollte ich keine Markierung
finden, w�rde ich zur�ckkehren. Kurz vor Ablauf der Strecke entdeckte ich umgefallen und
vom Schnee bedeckt eine Markierung. An dieser Stelle hatte ich auch schon den h�chsten Punkt
des Anstieges erreicht und nach der �berquerung einer etwas flacheren Stelle ging es wieder
nach unten.
Als ich diese kleine Anh�he hinter mir hatte, wollte ich mir einen Tropfen Wasser aus meiner
Getr�nkeflasche g�nnen, welche vor meiner Brust baumelte. Doch konnte ich ihr nur wenige
Topfen abringen, denn w�hrend der �berquerung des H�gels war ihr Inhalt gefroren. Verdutzt
schaute ich auf die Flasche, dann an mir herunter und ich stellte fest, da� auch ich mittlerweile
von einer Eisschicht �berzogen war. Der weitere Weg war dann erstaunlich einfach und
etwa eine oder zwei Stunden sp�ter erreichte ich mein Tagesziel, die Ketetahi H�tte.
Es befanden sich nur wenige Leute in der H�tte und nachdem ich mir einen Schlafplatz
gesichert hatte zog ich mich um. Ich zog jetzt nicht das an, was man bei diesen Witterungsverh�ltnissen
erwarten mag, ich g�nnte mir eine Badehose. So bekleidet verlie� ich die H�tte. Auch wenn
man mich nun f�r verr�ckt halten mag, dieses mein Verhalten, stie� bei den Leuten in der
H�tte nicht auf Unverst�ndnis, denn sie wu�ten, da� ich die in der N�he liegenden hei�en
Quellen anstrebte. Nach kurzem Fu�weg waren die Quellen erreicht und nachdem ich mir
einen der vielen nat�rlichen Pools ausgesucht hatte, planschte ich bei Schneetreiben in herrlich
temperiertem Wasser. Als peinlich empfand ich nur die Tatsache, da� ich von vorbeikommenden
Tagesausfl�glern als Fotoobjekt mi�braucht wurde.
Am Abend mu�te ich meinen Schlafplatz verlagern, da unh�fliche Zeitgenossen in der H�tte
rauchten. So kam ich zumindest zu einem Schlafplatz mit frischer Luft und arktischen Temperaturen.
Ich hatte mich n�mlich in einen Au�enanbau der H�tte zur�ckgezogen.
Der Morgen erwartete mich mit unerwartet viel Sonne. Der Himmel war blau und die Sonne
schien herrlich warm. Ich bedauerte den Park verlassen zu m�ssen, aber auch im Urlaub
mu� man manchmal gewissen zeitlichen Vorgaben folgen.
Der Tag nach dem Nebel und dem Eis belohnte mich mit blauem Himmel, als
ich an den Ketetahi Hot Springs vorbeikam.
Ein letzter Blick auf die hei�en Quellen, bevor ich im Wald verschwinden mu�te.